Bericht über die Fahrt von Manfred Hillebrandt, Sebastian Ricken und Heinz-Peter Zwicker vom 26. Dezember 2013 bis zum 06. Januar 2014 in der Partnergemeinde St. Etienne
Am 2. Weihnachtsfeiertag starteten wir mit dem Zug von Essen über Brüssel nach Paris. Nach einer dortigen Zwischenübernachtung ging es weiter mit Air Algerie und Zwischenstopp in Algier in die Hauptstadt Ouagadougou (1,2 Mill. Einwohner), wo wir gegen Mitternacht ankamen. Am Morgen wurden wir mit reichlich Gepäck per PKW abgeholt und machten uns auf die letzte, rund 420 km lange Etappe bis zum Ziel in Bérégadougou. Zwei Autopannen unterwegs bewirkten, dass wir unser Ziel erst gegen 19:00 Uhr erreichten. Als kleine Entschädigung war der Empfang dann dort überaus herzlich. Viele bekannte Gesichter strahlten uns an und hießen uns überschwänglich willkommen. Im Rahmen des 20-jährigen Pfarreijubiläums fand anschließend ein temperamentvolles Konzert mit Parodieeinlagen des Kirchenchores aus der Partnergemeinde Sikasso (Mali) statt.
Nach einer kurzen ersten Nacht in den Gastfamilien begann gleich am nächsten Morgen um 08:30 Uhr die offizielle Jubiläumsmessfeier mit Teilnehmern der drei Partnergemeinden. Im Rahmen der sehr ausgedehnten Messfeier mit Gesang und begeisternden Tänzen, die wegen der großen Teilnehmerzahl bei ca. 30 Grad C in einem größeren Saal und im Innenhof des CSK gefeiert wurde, überbrachte Manfred Hillebrandt die Grußworte und Glückwünsche von Pfarrdechant Manfred Krampe und unserer Pfarrgemeinde. Der Pfarrer aus Mali äußerte seine Freude sinnbildlich über die Gemeinschaft und die Teilnehmer aus drei Ländern als „Triangel“ und darüber wie wichtig es ihnen in Afrika ist, sich mit Christen verschiedener Länder g e m e i n s a m unterwegs zu wissen. Ähnlich war auch der Tenor unseres Besuchs beim Bischof des Bistums Banfora, bei dem er betonte, dass für eine Partnerschaft von Pfarrgemeinden nicht die Höhe der fließenden Geldmittel, sondern die gelebte Nähe und Lebendigkeit zwischen den Gemeinden ausschlaggebend ist.
Für die neugewählten Pfarrgemeinderatsmitglieder endete die Anspannung nach Abschluss der Feierlichkeiten jedoch noch nicht, denn in den nächsten Tagen fanden diverse Treffen und intensive Aussprachen über unsere Pfarreienpartnerschaft statt. Neben einer durchaus kritischen Betrachtung der bisher unterstützten Projekte seitens der Kirchengemeinde St. Bonifatius-St. Lambertus, aber auch von Privatpersonen und Familien, wurden die gegenseitigen Fragen und grundsätzlichen Perspektiven der Partnerschaft aus Sicht beider Seiten ausgetauscht. Nach wie vor ist die Kommunikation dadurch erschwert, dass der Ort Bérégadougou (12.000 Einwohner) keinen Internetanschluss hat. Eine zeitnahe Lösung konnten auch der Bürgermeister und Präfekt des Departements bei Gesprächen nicht in Aussicht stellen. Am 30.12. standen etliche Besuche und Besichtigungen an, so auch beim Hauptarbeitgeber in der Region, der Zuckerfabrik Sosuco, die in der 6-monatigen Kampagne rund 30.000 Tonnen Zucker aus Zuckerrohr produzieren und in dieser Zeit im Rahmen der Feldarbeit, Ernte und Verarbeitung über 3000 Beschäftigte haben. Nach der Ernte werden die Felder abgeflammt und dann – dort wo Wasser zur Verfügung steht – beregnet, um das Pflanzenwachstum wieder anzuregen. Nach rund 7 Jahren Ernte auf einem Feld muss die Zuckerrohrwurzel erneuert werden. Herzlich willkommen war auch unser Besuch beim Bürgermeister und bei der Mango- und Cashewverarbeitung in der Firma WOUOL. Die meisten der rund 1000 beschäftigten Frauen in 12 Kleinbetrieben im Westen von Burkina Faso sind Christen. Seit 2005 werden die Produkte als Bioprodukte und über Fairtrade-Partner in Europa vermarktet.
Besondere Sehenswürdigkeiten der Region Banfora sind die Felsformation „Domes“ und die Wasserfälle (Cascades) eines Flusses, der dann in Richtung Elfenbeinküste fließt. Am Silvestertag stand erneut ein längerer Gesprächsaustausch auf dem Programm; für uns wurde erneut im Rahmen dieser Gespräche unter Freunden deutlich, dass wir die Partnerschaft auf jeden Fall aufrecht erhalten und durch Projekte aber auch durch gegenseitige Austausche beleben und pflegen müssen.
Eine wichtige Forderung unserseits war die namentliche Benennung von Verantwortlichen und Ansprechpartnern für die Pfarreienpartnerschaft bzw. Projekte, sodass die Gesamtverantwortung nicht allein auf den Schultern von Pfarrer Christophe ruht. Nach dem seltenen Erlebnis, einen mitgebrachten Marzipan-Christstollen bei für uns Drei hochsommerlichen 35 Grad gemeinsam zu verzehren, nahmen wir am Spätnachmittag an einem Gottesdienst in der kleinen Filialgemeinde Lémouroudougou teil. Die Kirche dort wurde vor rd. 10 Jahren in Eigenarbeit mit einer finanziellen Unterstützung unsererseits gebaut. Das Dorf hat noch keinen Stromanschluss. Nach der sehr lebhaften Messefeier gab es ein gemeinsames Abendessen und weitere Gespräche, die in offener und herzlicher Atmosphäre verliefen. Unser dicht gefülltes Programm führte uns auch in das Foyer Sainte Monique – einem von Schwester Veronique geleiteten Heim für Mädchen, die von hier aus dann umliegende Schulen besuchen sowie in die Kathedrale von Banfora, wo wir an einer Messfeier mit dem Bischof Lucas teilnahmen. Anschließend gab es noch einen Kurzbesuch beim Bistumsradio. Um 22:00 Uhr startete dann in St. Etienne die „Passage“, ein gut besuchter Gottesdienst zum Jahreswechsel, der bis kurz nach Mitternacht andauerte und dem sich dann ein längeres Händeschütteln und eine Einladung zu einer Feier in der Familie des Firmeninhabers von WOUOL anschlossen. Am Neujahrstag wurde uns dann im Anschluss an eine Pfarrgemeinderatssitzung das neuerdings zuständige Partnerschaftskomitee vorgestellt. Bei Familie Hebie traf man sich dann mit Freunden, Gastfamilien, Nachbarn und Begleitern zu einer abendlichen musikalisch umrahmten Neujahrsfeier. Im Anschluss an ein weiteres Treffen mit den Pfarrgemeinderatsmitgliedern am Vormittag des 02. Januar hieß es dann Abschied nehmen, da wir den Rückweg in die Hauptstadt diesmal von Bobo-Dioulasso aus mit einem Fernbus bewältigen wollten. An den 2 verbleibenden Tagen besichtigten wir in der regen und von Mopeds wimmelnden Stadt verschiedene Sehenswürdigkeiten und nahmen noch Einladungen zu Familien wahr. Völlig unproblematisch verlief dann der Rückflug über Algier nach Paris und auch die Weiterfahrt mit dem Zug über Essen in das zumindest für uns gefühlt winterliche Freckenhorst.
Die Kosten der Fahrt wurden von den Reiseteilnehmern selbst getragen. Für uns, die wir zum ersten Mal unsere Partnergemeinde in einem der ärmsten Länder Afrikas besuchten, war es eine erlebnisreiche und bewegende Reise mit einer Vielzahl an bleibenden Eindrücken aber auch Ideen, wie die Partnerschaft lebendig bleiben kann. Zur Realisierung dieser Vorstellungen ist der Arbeitskreis um Dechant Manfred Krampe, Barbara Comtois, Werner Brunsmann, Manfred Hillebrandt und Heinz-Peter Zwicker auf Ihre aktive und finanzielle Unterstützung, aber auch Ihr grundsätzliches Interesse an der Partnerschaft mit der Pfarrei St. Etienne angewiesen.
Sebastian Ricken und Heinz-Peter Zwicker
(Mitglieder im Arbeitskreis Bérégadougou)